Finanzierungsarten bei Unternehmenskauf und Nachfolge: ein Überblick

Der Kauf eines Unternehmens ist ein bedeutender Schritt, der strategische Planung und eine solide Finanzierung erfordert. Ob eine externe Nachfolgelösung oder eine familieninterne Übergabe – die Wahl der passenden Finanzierungsart hat direkten Einfluss auf den Erfolg der Transaktion. In diesem Beitrag stellen wir die wichtigsten Finanzierungsmodelle vor und zeigen deren Vor- und Nachteile auf.

1. Eigenkapitalfinanzierung: Unabhängig, aber kapitalintensiv

Die Eigenkapitalfinanzierung erfolgt durch eigene Mittel des Käufers, sei es durch Ersparnisse oder den Verkauf von Vermögenswerten.

Vorteile:

  • Volle Entscheidungsfreiheit: Keine Abhängigkeit von Banken oder Investoren.
  • Keine laufenden Verbindlichkeiten: Es fallen keine Zinszahlungen oder Tilgungen an.
  • Höhere Kreditwürdigkeit: Ein hoher Eigenkapitalanteil verbessert die Bonität für eventuelle Zusatzfinanzierungen.
    Nachteile: Hohes gebundenes Kapital: Die eigenen finanziellen Mittel sind langfristig im Unternehmen gebunden.
  • Begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten: Nicht jeder Käufer verfügt über genügend Eigenkapital für die gesamte Übernahme.

2. Fremdkapitalfinanzierung: Liquidität erhalten, aber mit Verpflichtungen

Die klassische Fremdfinanzierung erfolgt durch Kredite von Banken bzw. sonstigen Finanzinstituten.

Vorteile:

  • Schonung des Eigenkapitals: Dank Leveraging mit weniger Eigenkapital grössere Investitionen tätigen.
    Exkurs: Was bedeutet Leveraging?
    Unter Leveraging versteht man den gezielten Einsatz von Fremdkapital, um mit einem geringeren Eigenkapitaleinsatz eine grössere Investition zu tätigen. Dadurch lässt sich die Eigenkapitalrendite steigern, da mehr mit weniger erreicht wird. Gleichzeitig bleiben eigene Mittel teilweise verfügbar für andere Investitionen oder Reserven.
    Beispiel: Wer ein Unternehmen für CHF 1 Mio. kauft und nur CHF 300’000 Eigenkapital einsetzt, kann mit CHF 700’000 Fremdkapital die Transaktion stemmen. Erzielt das Unternehmen z.B. CHF 100’000 Gewinn, ergibt sich für das eingesetzte Eigenkapital eine Rendite von über 30 %.
    Aber: Steigen die Zinsen oder bleibt der Gewinn aus, wirkt der Leverage negativ. Wichtig sind deshalb eine realistische Finanzplanung und Risikobewertung.
  • Steuerliche Vorteile: Zinsaufwendungen können steuerlich abgesetzt werden.
  • Skalierbarkeit: Grössere Transaktionen lassen sich realisieren, wenn Eigenkapital nicht ausreicht.

Nachteile:

  • Regelmässige Rückzahlungen: Unabhängig vom Geschäftserfolg müssen Kredite bedient werden. Es besteht zudem eine Abhängigkeit gegenüber den Kapitalgebern.
  • Bonitätsanforderungen: Banken verlangen Sicherheiten und prüfen die Kreditwürdigkeit des Käufers.
  • Zinskosten: Steigende Zinsen können die Kosten der Finanzierung erhöhen.

3. Alternative Finanzierungsformen: Flexibilität mit Partnern

Neben Eigen- und Fremdkapital gibt es weitere Modelle, die individuelle Lösungen für die Unternehmensnachfolge bieten.

  • Mezzanine-Kapital: Eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital mit nachrangigen Darlehen, oft genutzt bei Übernahmen durch Management Buy-outs (MBO) oder Management Buy-ins (MBI).
  • Private Equity: Beteiligungsgesellschaften investieren in das Unternehmen und unterstützen den Käufer finanziell und strategisch.
  • Verkäuferdarlehen: Der Verkäufer gewährt einen Aufschub eines Teils des Kaufpreises, wodurch der Käufer weniger Fremdkapital benötigt.
  • Earn-Out-Modelle: Ein Teil des Kaufpreises wird an die künftige Entwicklung des Unternehmens gekoppelt, was das Risiko für den Käufer reduziert. Zudem muss der Earn-Out-Teil nur jährlich und nicht gleich zu Beginn finanziert werden.

Fazit: Die richtige Finanzierung individuell wählen

Die optimale Finanzierung hängt von vielen Faktoren ab – darunter die Unternehmensgrösse, die Bonität des Käufers und die zukünftige Strategie. Während Eigenkapital Sicherheit bietet, ermöglicht Fremdkapital unter Anderem grössere Transaktionen. Hybride Modelle wie Mezzanine-Kapital oder Earn-Out-Vereinbarungen können zusätzlichen finanziellen Spielraum schaffen.

Jede Nachfolgeregelung ist einzigartig. Deshalb empfiehlt sich eine individuelle Beratung durch Experten, um die passende Finanzierungslösung zu finden. Gerne unterstützen wir Sie bei der optimalen Planung Ihres Unternehmenskaufs oder Ihrer Nachfolgeregelung.